Lehmbau Konzept Kindertagesstätte „NIDO“

Ausgehend von den zukünftigen Nutzern dieses Gebäudes, Kleinkinder im Alter von 0-3 Jahren, war es wichtig ein angenehmes, natürliches Umfeld zu entwickeln. Die Baustoffe wurden von Beginn der Planung als entscheidendes Element in das Konzept eingewoben.

Die kleinen Kinder, die hier ihre ersten Tage verbringen werden, stehen am Anfang ihres Lebens, bildlich ist dies der Beginn Ihrer Lebensspirale. Die Idee der Spirale wird aufgegriffen. Unter Einarbeitung des Raumprogramms, Lage des Grundstücks, sowie der Besonderheiten des Ortes entwickelten wir aus einer gewöhnlichen Spirale im Sinne des „Goldenen Schnitts“ eine eigene Spirale. Sie beginnt östlich im Inneren des Baukörpers, und entspannt sich aus der massiven Stampflehmwand in die umliegenden Außenwände. Die ovale Form dieser Spirale und ihre Ausrichtung zur Sonne bietet bei einem günstigen A/V-Verhältnis viel Angiffsfläche für aktive und passive solare Energiegewinne und wenig für Konvektionsverluste. Ein weiterer Faktor ist die günstige Hanglage. Das Erdreich wird als Speicher und Dämmschicht genutzt. Der Stampflehm mit seinen horizontalen Sedimentartigen Schichten bildet wie aus der Erde geschnitten die Basis des Gebäudes. Basis eines erfüllten Lebens sind auch vielschichtigen Erfahrungen aus denen ein Jeder schöpft. Der verwendete Stampflehm besteht in seiner Zusammensetzung und Färbung aus in der Umgebung gefundenen Lehmsorten. Hauptsächlich wurde sogar der Baugrubenaushub als eigenes Lehmvorkommen verwendet.

In seiner Schichtung spiegelt sich die abwechslungsreiche Geschichte des Ortes wieder. Die Spirale ist in vielen Kulturkreisen, auch bei uns, ein Symbol für das sich entfaltende Leben.

Die angegliederten Wände sind in ihrer Höhe und Breite weniger ausgeprägt als die Stampflehm-Innenwand, das hat Gründe: Zum einen ist sie das Rückgrat des Gebäudes im konstruktiven Sinne, zum anderen symbolisiert sie den Anfang der Lebensspirale, die Zeit in der wir wichtige Eindrücke für unser Leben sammeln, aufnehmen und verarbeiten. Sie steht gewissermaßen für die Kraft die wir den Kindern wünschen, um das Bevorstehende zu meistern.

Das Haus steht in Hanglage, im Norden ist das Untergeschoss in das Gelände eingegraben, an den Ost- und Westseiten schält es sich aus dem Erdreich heraus. Auch hier kommt das Material Stampflehm zum Einsatz. Bei der Verarbeitung wird der Lehm im erdfeuchten Zustand lagenweise in Schalung gestampft, dies führt zu einer ablesbaren horizontalen Struktur auf der Oberfläche. Dies dient zum Ausdruck einer erdverbundenen Architektur, als gebaute Geologie. Der Körper scheint aus seinem Umfeld modelliert, und erhält eine skulpturale Nuance.

Im darüber liegenden - also im eigentlichen Erdgeschoss sind die Hauptnutzflächen der Kinder-krippe untergebracht. Im Norden wird das Gebäude erschlossen, im Eingangsbereich sind Flächen zum Abstellen der Kinderwagen, sowie Garderoben vorgesehen. Im Gebäude verhält sich die Anordnung der Räume so, das möglichst keine überflüssigen Verkehrsflächen zu überbrücken sind, d. h. auf lange Flure wurde verzichtet, vielmehr ist es uns gelungen einen flüssigen Ablauf der Funktionen zu ermöglichen. Personal, Küche, sowie der Gruppenraum sind im Süden vorgesehen, erhalten dementsprechend reichlich Licht. Der Schlafraum und der Sanitärbereich liegen ruhig ins Grüne orientiert im Norden. Das äußere Erscheinungsbild der Kindertagesstätte ändert sich im Erdgeschoss. Vorgesehen ist hier eine Lerchenholz Verblendung als Witterungsschutz, der Lehm wird darunter konstruktiv eingesetzt. Der obere Bereich hebt sich somit von dem erdig und massiv wirkenden Untergeschoss ab, und schwebt leicht darüber. Die horizontale Anordnung nimmt die liegende Struktur der gestampften Wände auf und vermittelt ein harmonisches Gesamtbild der Fassade. Der Wandaufbau gewährleistet zusätzlich besonderen Schallschutz zur Straße.

Das Dach, das Haupt des Gebäudes, nimmt die Auswärtsbewegung der spirale wieder auf und transformiert sie in eine Aufwärtsbewegung. Es besteht aus zwei aneinander stoßenden Pultdächern. Auch das Dach richtet sich konsequent nach auf Erfahrungswerten beruhenden Empfehlungen für energiesparendes Bauen. Im Norden ist eine extensive Begrünung vorgesehen, der Neigungswinkel daher flach ausgebildet, das nach Süden orientierte Dach soll als Solardach genutzt werden, und hat daran gebunden eine entsprechend höhere Neigung. Die im Grund gebogene Form der Wände wird im Dach aufgrund des gleich bleibenden Neigungswinkels übertragen. Der Dachraum selbst soll den darunter liegenden Räumen in der Höhe zu gute kommen, der Einbau von Kletterpodesten wird leichter, zusätzlich kann darüber belichtet und belüftet werden.

Der Baustoff Lehm besitzt gegenüber künstlichen Baustoffen herausragende Eigenschaften. Er ermöglicht ein gesundheitsförderndes Raumklima durch sein Sorptionsvermögen, indem er die Raumluftfeuchte ausgleicht. Ebenso wie Holz lässt der Lehm Sonnen- und energetische Strahlungen nicht ausbremsen, schützt aber im Zusammenhang mit Gründächern vor elektromagnetischer Strahlung wie sie z.B. von Funktelefonen etc. ausgesendet wird.

Der Baukörper soll weitestgehend aus natürlichen Baustoffen – ohne Zusätze errichtet werden. Durch das Zusammenspiel der Materialien und des Entwurfskonzepts wird ein harmonischer Ort für Kinder errichtet, hier können sie sich wohl fühlen und gesund heranwachsen. Wir erwarten aufgrund der Diffusionsoffenheit des Lehms und der anderen Baustoffe ein ausgleichendes Raumklima, das den Kindern und natürlich auch ihren Betreuern ein angenehmes Zusammensein ermöglicht und eventuell auch ein Bewusstsein für die Stoffe unserer Erde fördert.

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